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Sexualhormone - verstehe und optimiere deine Laborwerte

Hormone sind die Botenstoffe deines Körpers. Sie werden von verschiedenen Organen gebildet und als Reaktion auf einen inneren oder äußeren Reiz in dein Blut freigesetzt. Es gibt sie in vielen verschiedenen Formen und Varianten. Zu diesen zählen die Stresshormone, wie Cortisol, Schilddrüsenhormone, Hormone des Stoffwechsels, wie Insulin, oder Sexualhormone. Nach ihrer Ausschüttung zirkulieren Hormone in deiner Blutbahn und führen dann an ihrem Zielort zu einem Effekt auf deinen Körper und Geist [1 - 3].


Was sind die Sexualhormone?

Es gibt kaum Hormone, die bekannter sind, als die Sexualhormone deines Körpers. Zu ihnen gehören [1 - 3]:

  • Androgene (z.N. Testosteron), die vor allem als das männliche Geschlechtshormon bekannt ist

  • Östrogen & Gestagene (z.B. Progesteron), die vor allem als die weiblichen Geschlechtshormone bekannt sind

Die Sexualhormone sind in die Entwicklung deiner Gonaden, die Ausprägung der Geschlechtsmerkmale und der Steuerung deiner Sexualfunktionen eingebunden. Anders als oft vermutet wird, gibt es keine geschlechtsspezifischen Sexualhormone. Das bedeutet, dass alle Sexualhormone sowohl bei Männern, als auch bei Frauen vorkommen [1 - 3].


Sie liegen bei den beiden Geschlechtern lediglich in unterschiedlichen Konzentrationen vor und entfalten unterschiedliche Wirkungen auf den Körper. Die einzelnen Sexualhormone werden in den Geschlechtsorganen gebildet. Die Ausshüttung der Sexualhormone wird über Hormone geregelt, die im Gehirn gebildet werden.

  • Im Hypothalamus wird das Gonadotropin-releasing-Hormon (GnRH) gebildet

  • In der Hypophyse werden das Follikelstimulierende Hormon (FSH) und das Luteinisierende Hormon (LH) gebildet

Der weibliche Zyklus

Das besondere an den weiblichen Geschlechtshormonen ist, dass ihre Konzentration zyklisch ab- und zunimmt. Der weibliche Zyklus beschreibt den zyklischen Auf- und Abbau der Gebärmutterschleimhaut und die zur selben Zeit stattfindende Reifung der Eizelle im Eierstock. Tatsächlich unterliegen auch eine Reihe anderer Funktionen des weiblichen Körpers, wie zum Beispiel die Temperaturregulation, zyklischen Schwankungen [3 - 5].


1. Wie lange dauert der weibliche Zyklus?

Der weibliche Zyklus beginnt mit dem ersten Tag der Monatsblutung und endet einen Tag vor der nächsten Monatsblutung. Im Schnitt dauert der weibliche Zyklus etwa 28 Tage, seine exakte Dauer ist jedoch individuell unterschiedlich. Der Zyklus sollte zwischen 21 und 35 Tagen dauern [3 - 5].


2. Die Desquamationsphase (ca. Tag 1 - 4)

Die erste Phase des Zyklus besteht aus der klassischen Menstruationsblutung. Bleibt die Befruchtung der Eizelle des letzten Zyklus aus, nistet sich diese nicht in der Gebärtmutterschleimhaut ein. Die Gebärmutterschleimhaut wird dann abgestoßen und über die Regelblutung ausgeschieden [5].


3. Die Proliferations- oder Wachstumsphase (ca. Tag 5 - 14)

In der Proliferationsphase wächst in deinem Eierstock eine neue Eizelle heran. Dafür ist vor allem das Sexualhormon FSH, das in deiner Hirnanhangdrüse gebildet wird, verantwortlich. Gleichzeitig wird Östrogen ausgeschüttet, das nun erneut zum Aufbau der Gebärmutterschleimheut beiträgt [3 - 5].


Schematische Darstellung der Ausschüttung verschiedener Sexualhormone während des weiblichen Zyklus.
Schematische Darstellung der Ausschüttung verschiedener Sexualhormone während des weiblichen Zyklus.

Um den 14. Tag herum kommt es dann zu einem Anstieg der Hormone FSH und LH. Der sprunghafte Anstieg des Hormons LH ist durch eine vermehrte Ausschüttung des Hormons Östrogen zu erklären. Im Anschluss fällt der Östrogenspiegel dann deutlich ab. Es kommt zur Ovulatiom. Die Ovulation beschreibt den Eisprung. Die Eizelle wandert nach dem Eisprung über die Eileiter in Richtung der Gebärmutter, wo sie befruchtet werden kann [3 - 5].


4. Sekretionsphase (ca. Tag 15 - 28)

An diese Proliferationsphase und den Eisprung, schließt sich nun die Sekretionsphase an. In den Eierstöcken wird nun vermehrt Progesteron gebildet. Das Progesteron bereitet die Gebärmutterschleimhaut so vor, dass sich eine befruchtete Eizelle einnisten könnte [3 - 5].


Gleichzeitig führt Progesteron zu einer Erhöhung der Körpertemperatur. Daher wird eine erhöhte Körpertemperatur oft auch als Indikation für die fruchtbaren Tage einer Frau herangezogen. Bleibt die Befruchtung der Eizelle aus, nimmt die Produktion von Progesteron in den Eierstöcken ab und die Gebärmutterschleimhaut wird in der Desquamationsphase wieder abgebaut. Es kommt zur Regelblutung [3 - 5].


Was sind Östrogene?

Zu den Östrogenen werden die drei Hormone Östron, Östradiol und Östriol gezählt. Östrogene sind Sexualhormone, die vor allem für den weiblichen Zyklus von großer Bedeutung sind. Wie du bereits weißt spielen sie vor allem in der ersten Zyklushälfte eine wichtige Rolle für die Reifung der weiblichen Eizelle, den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und das Wachstum des Brustgewebes. Östrogene werden in den Eierstöcken und bei schwangeren Frauen auch in der Placenta gebildet [5].


Die Bildung und Ausschüttung der Östrogene wird bei Männern und Frauen über das FSH reguliert. Bei Männern findet die Bildung des Sexualhormons Östrogen vor allem im Bereich der Hoden statt. Neben dem weiblichen Zyklus spielen Östrogene eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Knochen (Hemmen den Knochenabbau) und den Fettstoffwechsel. Östrogene können außerdem zur Bildung von Wassereinlagerungen beitragen [3, 5].


Während einer Schwangerschaft sind Östrogen-Spiegel oft deutlich erhöht. Nach Eintritt der Menopause (Wechseljahre), also dem Ausbleiben der Regelblutung, kommt es zu einem Abfall der Östrogenproduktion. Als Folge kommt es häufig auch zu einer Abnahme der Knochendichte [5].


Was ist Progesteron?

Progesteron spielt vor allem während der zweiten Zyklushälfte eine wichtige Rolle. Es bereitet die Schleimhaut der Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Kommt es zu einer Befruchtung der Eizelle erhält Progesteron außerdem die Schwangerschaft aufrecht [6].


Die Produktion von Progesteron wird durch das LH angeregt. Es wird nach dem Eisprung vor allem in den Eierstöcken gebildet. Wird die Eizelle befruchtet übernimmt sie nach Einnistung in die Gebärtmutterschleimhaut selbst die Produktion von Progesteron. Progesteron trägt auch zu der Erhöhung der Körpertemperatur bei, die in der zweiten Zyklushälfte beobachtet werden kann [6].


Was ist Testosteron?

Testosteron ist das wichtigste männliche Sexualhormon. Es wird beim Mann vor allem in den Leydig-Zellen des Hodens gebildet. In geringen Mengen kommt Testosteron auch bei Frauen vor. Hier wird es vor allem in den Nebennieren gebildet [7].


Bei erwachsenen Männern liegt die Blutkonzentration von Testosteron am Morgen zwischen 8 und 10 Uhr am höchsten. Am Abend fällt der Wert oft um bis zu 20% ab. Der Großteil von Testosteron ist im Blut an Proteine gebunden. Eins davon ist das sexualhormonbindende Globulin (SHBG). Neben dem freien Testosteron misst dein Ärzteteam daher oft auch den sogenannten Testosteron/SHBG-Quotienten. Dieser bildet das biologisch freie, wirksame Testosteron in deinem Blut ab [8].


Stress, intensive körperliche Belastungen ohne adäquate Regeneration oder Schlafmangel können zu einer Abnahme der Testosteron-Werte im Blut führen. Andere Gründe sind hohes Alter, Alkoholkonsum, die Einnahme von Drogen oder von Medikamenten.


Wie hoch sollte der Spiegel der Sexualhormone sein?

1. Referenzwerte für Männer

Im Folgenden haben wir eine Übersicht über die wichtigsten Referenzwerte der Sexualhormone bei Männern zusammengefasst. Testosteron ist das dominante Sexualhormon der Männer. Der Testosteron/SHBG-Quotinet gibt Auskunft über den Anteil freien Testosterons.

Wert

Referenzwert

Östrogen

12 - 42 ng/L

Progesteron

0,13 – 0,97 µg/L

Testosteron

2,41 - 8,27 µg/L

Testosteron/SHBG-Quotient

7 - 100 %


1. Referenzwerte für Frauen

Für Frauen variieren die Referenzwert der Sexualhormone aufgrund der zyklischen Schwankungen oft deutlich. In den folgenden Tabelle sind die Referenzwerte für die einzelnen Sexualhormone zusammengefasst.

Wert

Referenzwert 1. Zyklushälfte

Referenzwert Eisprung

Referenzwert 2. Zyklushälfte

Menopause

Östrogen

25 - 95 ng/L

75 - 570 ng/l

60 - 250 ng/L

< 45 ng/L

Progesteron

≤ 1,4 µg/L

≤ 1,4 µg/L

3,34 - 25,6 µg/L

≤ 1,00 µg/L

Testosteron

0,14 - 0,76 µg/L

0,14 - 0,76 µg/L

0,14 - 0,76 µg/L

0,14 - 0,76 µg/L

Testosteron/SHBG-Quotient

< 6 %

< 6 %

< 6 %

< 6 %


  1. Casey G. Sex hormones and health. Nurs N Z. 2017 Feb;23(1):24-28. PMID: 30633468.

  2. Yamatani H, Takahashi K, Nagase S. [Sex hormones and physiological function]. Nihon Rinsho. 2015 Apr;73(4):565-70. Japanese. PMID: 25936142.

  3. Bjelica A, Kapamadzija A, Maticki-Sekulić M. Hormonska osnova feminine seksualnosti [Sex hormones and female sexuality]. Med Pregl. 2003 Sep-Oct;56(9-10):446-50. Serbian. doi: 10.2298/mpns0310446b. PMID: 14740535.

  4. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/natuerliche-familienplanung/weiblicher-zyklus-wann-sind-die-fruchtbaren-tage/

  5. https://www.apotheken-umschau.de/diagnose/laborwerte/oestrogene-weibliche-geschlechtshormone-740869.html

  6. Cable JK, Grider MH. Physiology, Progesterone. [Updated 2023 May 1]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK558960/

  7. https://www.apotheken-umschau.de/diagnose/laborwerte/testosteron-das-hormon-des-mannes-740799.html

  8. Crawford ED, Poage W, Nyhuis A, Price DA, Dowsett SA, Gelwicks S, Muram D. Measurement of testosterone: how important is a morning blood draw? Curr Med Res Opin. 2015;31(10):1911-4. doi: 10.1185/03007995.2015.1082994. Epub 2015 Sep 11. PMID: 26360789.

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